Berufliche Exkursion nach Marseille – Einblicke in das französische Bildungssystem

Vom 5. bis 9. März 2025 besuchten wir – Özge Alsamerai, Gregor Heetkamp und Michael Brunner– das Lycée des Métiers René Caillié in Marseille. Der Besuch fand im Rahmen eines Erasmus plus Programms statt, das bereits im letzten Jahr begonnen hatte, als drei Lehrkräfte aus Marseille unsere Schule besuchten. Nun hatten wir die Gelegenheit, das französische Bildungssystem aus erster Hand kennenzulernen.

Einblicke in den Schulalltag

Am Donnerstag und Freitag erhielten wir spannende Einblicke in den Unterricht und die Ausbildungsgänge der französischen Schule. Anders als in Deutschland sind die Schüler ganztags von 8:00 bis 16:30 Uhr in der Schule, mit einer großzügigen 1,5-stündigen Mittagspause. Besonders beeindruckend war der hohe Praxisanteil in der schulischen Ausbildung. Während bei uns der Unterricht oft theoretisch geprägt ist, konnten wir in Marseille beobachten, wie die Schülerinnen und Schüler intensiv praktisch arbeiten – sei es in den Bereichen Topografie, Fensterbau, Elektroinstallation oder Hochbau.

Auch am Unterricht in der internationalen Förderklasse durften wir teilnehmen und gemeinsam mit den Lernenden Kooperationsspiele spielen.

Besonders spannend waren zwei Lerneinheiten im Bildungsgang CAP. Eine zum Löten sowie eine praxisorientierte Unterrichtseinheit zur Gastherme, in der Theorie und Praxis geschickt verknüpft wurden.

Das Lycée des Métiers René Caillié ist selbst eine berufliche Fachschule, die sich auf Ausbildungsgänge in den Bereichen Bauwesen (Hoch- und Tiefbau), Energie- und Klimatechnik sowie Topografie spezialisiert hat. Die Schüler*innen können dort verschiedene Bildungswege einschlagen – von praxisorientierten Berufsabschlüssen bis hin zu weiterführenden Qualifikationen. So werden beispielsweise der zweijährige CAP „Monteur en Installation Sanitaires“ (Installateur für Sanitäranlagen),der Bac Pro ICCER (Berufsbaccalauréat „Installateur für Heizung, Klima und erneuerbare Energien“) sowie ein BTS Énergétique (Fachschulabschluss in Energietechnik) angeboten. Fester Bestandteil aller Ausbildungsgänge sind 14 bis 16 Wochen Praktikum in Unternehmen, durch die die Jugendlichen wertvolle Erfahrung in der Arbeitswelt sammeln. Entsprechend werden handwerkliches Geschick, Sorgfalt, analytisches Denken und Freude am Umgang mit Menschen von den Auszubildenden erwartet. Das übergeordnete Ziel der Schule ist eine erfolgreiche berufliche Eingliederung der Absolventen – erreicht durch die praxisnahe Ausbildung und eine enge Partnerschaft zwischen Schule und Betrieb.

Kommunikation und interkultureller Austausch

Die Verständigung mit den französischen Kolleginnen und Kollegen sowie den Schülerinnen und Schülern erfolgte teilweise in Englisch und Französisch, teilweise mithilfe moderner KI-gestützter Übersetzungstools. Dadurch war eine Kommunikation möglich – mal flüssiger, mal etwas herausfordernder, aber stets mit viel Offenheit und Interesse auf beiden Seiten.

Marseille entdecken

Neben den schulischen Einblicken hatten wir auch die Gelegenheit, Marseille besser kennenzulernen. Eine fachkundige Führung durch das MUCEM (Musée des Civilizations de l’Europe et de la Méditerranée) brachte uns die beeindruckende Architektur des Gebäudes näher. Eine Stadtführung führte uns zu malerischen Ecken der Stadt und ließ uns in die französische Kultur eintauchen.

Wir besichtigten außerdem die imposante Basilika Notre-Dame de la Garde, von der aus man einen fantastischen Blick über die Stadt und das Meer hatte, und erkundeten den geschichtsträchtigen Alten Hafen von Marseille, der als Herzstück der Stadt gilt. Natürlich durften auch kulinarische Erlebnisse nicht fehlen: Frischer Fisch, knusprige Croissants und viele weitere Köstlichkeiten bereicherten unseren Aufenthalt.

Ein weiteres Highlight war eine spontane Bootsfahrt am Abend, die uns Marseille vom Wasser aus erleben ließ. Ein Segeltörn war ebenfalls vorgesehen, musste jedoch wetterbedingt entfallen.

Fazit

Unser Besuch in Marseille war eine wertvolle Erfahrung – sowohl aus fachlicher als auch aus kultureller Sicht. Der hohe Praxisanteil des französischen Bildungssystems hat uns beeindruckt und gibt interessante Impulse für unsere eigene Arbeit. Gleichzeitig konnten wir neue Kontakte knüpfen und eine herzliche Gastfreundschaft erleben.

Wir freuen uns darauf, die entstandenen Kontakte weiter auszubauen und aktuell gemeinsam mit dem Lycée René Caillié einen gegenseitigen Schüleraustausch sowie eine nachhaltige Kooperation zu planen – damit auch unsere Schülerinnen und Schüler von diesen internationalen Erfahrungen profitieren können.